Alpsagen lesen
Röteli, Röteli, fascht mi nid...
Nachdem etliche andere Bemühungen ohne Erfolg geblieben waren, lockten sie das wilde Männlein mit einem reichen Essen, mit Butter, Wein, Schnaps, Brot und Käse. Es gelüstete den Fänggen gar sehr, an der Mahlzeit teilzuhaben. Zögernd kam er herangetreten, betrachtete das einladende Glas und rief tänzelnd: «Röteli, Röteli, faascht mi nid, tuo nunn zünten wia da witt». Er schnappte das Glas und leerte es in einem Zug. Dann warf er es im Zorn weg und lief taumelnd umher.
So kamen die Dorfburschen das Wildmännli einzufangen. Es wusste sich aber mit einer List zu wehren und versprach seinen Peinigern, es würde ihnen ein geheimes Sätzlein preisgeben, wenn sie es nur laufen liessen. Neugierig liessen sie es fahren. Der wendige Kleine nahm einen gewaltigen Satz neben die nächste Tanne hinauf und rief ihnen von oben herab zu: «Bim hübschä Wätter nümm ds Mänteli mit, bim laidä tuä wie d witt». Nach diesen Worten verschwand er geschwind auf nimmer Wiedersehen in die höheren Gefilde des Prättigaus.